Schatz im Berg
Schatz im Berg im Rahmen der Salzbuger Land Ausstellung „Der Berg ruft!“ 2000-2001
Eine Produktion von mutual loop artist cooperation.
Konzept und Umsetzung: Martina Tritthart
In Zusammenarbeit mit Roman Bönsch und vielen anderen (siehe unten).
1. Der Raum der “Weißen Frauen”
2. Der Raum der “Wildgeister in Tiergestalt”, “Zlatorog”
3. Der Raum des “Berges und der Märchenwiese”
4. Der Raum der “Schätze”
Vom abstrakten zum konkreten Raum: Das Eintreten in die Welt der Mythen und der Sagen.
In der dunklen Eingangsschleuse zwischen der großräumigen lichten Ausstellungshalle und dem ersten Raum dieses Ausstellungsteils werden die Besucher auf das Kommende eingestimmt. Akustisch werden die Stationen der Reise durch die Welt der Sagen erzählt:
“Halt Wandersmann! Halt Wandersleut!
Nur einzeln darfst du hier herein!
Und bevor du weitergehst, mußt du mir drei Dinge versprechen, wenn du jemals wiederkommen und dein Leben lang glücklich sein willst:
Erstens erzähle niemandem, daß dir die weißen Frauen erschienen sind und du sogar bei ihnen gewesen bist.
Zweitens schwöre, daß du niemals ein Alpentier töten oder auch nur verfolgen wirst.
Und drittens darfst du keinem Menschen den Weg verraten, den ich dir ganz alleine zeigen werde.
Nun tritt ein und vergiß nie, was ich dir geraten habe!”
1) Das Auge des Betrachters kann sich in der dunklen Schleuse auf die gedämpfte Lichtstimmung des nun folgenden Ausstellungsteils einstellen. Dennoch, der erste Blick in den Raum der weißen Frauen ist beinahe ein Blick in die Dunkelheit. Der erste Eindruck: irgendwie unheimlich!. “Wo bin ich?” “Was geschieht mit mir?” “Bin ich alleine oder ist da noch jemand, den ich nicht sehen kann?” Unklar sind anfangs die Konturen des Raumes, eine Lichtgestalt läßt sich vage vermuten. Im Unterschied zur engen Eingangssituation weitet sich der Raum in einer runden Höhlenform, der größer wirkt als er ist. Nach einiger Zeit gewöhnt sich das Auge an die Dunkelheit und jetzt erst nimmt der Besucher/die Besucherin die Motive der Projektionen wahr. Die “Weißen Frauen” erscheinen und verschwinden. Sie beantworten keine Fragen und wirken in gewisser Weise beruhigend, weil sie Licht spenden. Es sind Lichtwesen, die dem Besucher den Weg weisen.
Die verschiedenen blauen Lichtstimmungen, die Mehrschichtigkeit der Begrenzungsebenen und die sphärischen Klänge der Hintergrundmusik verstärken den Zauber dieses illusionistischen Raumes. Etwas Geheimnisvolles, Zauberhaftes liegt in der Bedeutung dieses Raumes. Es ist ein Rätsel, mehr Schein als Sein. Und Rätsel machen neugierig – neugierig auf das Kommende. Der Weiße-Frauen-Raum dient nicht zum Verweilen, sondern ist eine Begrüßung, die die Besucher auf die Geheimnisse der Berge vorbereiten. Die Bewegungsrichtung der gedrehten Projektion und das Funkeln der Glasbrücke als Überleitung in den nächsten Raum motivieren weiter in das Innere der Berge vorzudringen.
Nicht naturalistisch, aber konkret und wundersam ist die Glasbrücke über eine fantastische Licht-Landschaft, die in verschiedenen Farben pulsiert.
2) Auch der 2. Raum befaßt sich mit Erscheinungen und Illusionen. Die Projektion ist das perfekte Medium, um Bilder der Scheinwelten zu vermitteln.
Der Raum “der Wildgeister in Tiergestalt” ist ein Raum mit mehreren Funktionen. Räumlich gesehen beginnt hier die Rampe, die vom Podest auf die 0-Ebene hinunter führt. Der Besucher/die Besucherin hat die Wahl, ob er/sie stehenbleiben, weitergehen oder sich auf die Sitzstufen im “Kino” setzen will, um sich den Animationsfilm (ca. drei Minuten) anzusehen.
Inhaltlich handelt der Film von der Sage des weißen Gamsbocks “Zlatorog”. Zwar handelt es sich auch hier um ein Fabelwesen, aber es läßt sich leicht der Bezug zu realen Lebewesen und Dingen herstellen.
Der zweite Raum, dessen Wände mit Motiven aus Höhlenmalereien bearbeitet sind, ist dunkel und geheimnisvoll. Dieser Umstand begünstigt den märchenhaften Raumeindruck des darauf folgenden nächsten Raumes, der gleichzeitig der größte Bereich dieser Mythen- und Sagenwelt ist.
3) Im Raum des Berges und der Märchenwiese beginnen sich Illusion und Wirklichkeit miteinander zu verbinden. Die vorhandenen Raumdimensionen wurden voll ausgenützt und der Raum mittels eines Spiegels in die Tiefe geweitet. Alle Elemente wurden in Bezug auf diese Dimensionen abgestimmt, installiert und aufgeteilt.
Der Berg, sein Hintergrund, die verschieden farbigen Lichtstimmungen, die sich ständig verändern und ganz besonders die dazu gehörenden Raumtöne (Wind-, Steingeröll-, Vogelgeräusche) bilden eine atmosphärische Einheit. Es ist dies eine naturalistische Inszenierung, die als Gegenstück die abstrakt gehaltene Märchenwiese hat. Berg und Wiese sind gegenüberliegende korrespondierende Elemente.
Die Atmosphäre dieses Raumes wird zusätzlich durch Geräusche bestimmt, deren Quellen im Verborgenen bleiben, während die sichtbaren Elemente im Licht pulsieren. Diese Parameter des Raumes begünstigen die Illusion und Imagination gekoppelt mit der Wahrnehmung.
Abermals kann der Besucher/die Besucherin wählen: Er/sie kann stehen, sitzen und sogar liegen, eigene Geschichten erfinden oder Märchen sowohl von “sprechenden Blumen” als auch über Kopfhörerstationen erzählt bekommen.
In den ersten Räumen vom “Schatz im Berg”dominiert die Farbe blau, während die Umgebungswände schwarz-weiss gehalten sind. Blau ist die Farbe der Nacht, der Träume und der Mythen.
Im 3. Raum gibt es buntere Farben, die durch die beschriebene Raumabfolge zur Geltung kommen. Der Berg- und Wiesenraum dient als einziger Raum der Märchenwelt zum längeren Verweilen und ist der Hauptraum dieses Ausstellungsteils.
Der Weiße-Frauen-Raum und der Zlatorog-Raum sind einleitende Räume, der Berg- und Wiesen-Raum ist der zentrale Raum und die Schatzhöhle ist der Ausgangsraum der Märchenwelt. Die Gewichtung und die Dichte der Gestaltung in den einzelnen Räumen ist von dieser Raumabfolge bestimmt. Jeder Raum ist hinsichtlich seiner Funktion im gesamten Raumgefüge gestaltet, keiner der Räume kann für sich losgelöst betrachtet werden.
4) Der 4. Raum ist wie der 1. Raum ein Höhlenraum. Doch im Gegensatz zum ersten Raum beinhaltet dieser Raum eine naturalistisch nachempfundene Landschaft. Es ist dies die konkrete materialisierte Umsetzung einer abstrakten Idee. Das Erscheinen und Verschwinden der Schatzeinblicke mittels Licht, die gläsernen Spionspiegel, verschiedenfarbiger Goldstaub auf der Landschaft definieren den Begriff des Schatzraumes. Auch hier runden der Einsatz eines mystisch dunklen Lichts (Kongoblau) und die akustischen Klänge der Wassertropfen das atmosphärische Raumbild ab.
Idee: Martina Tritthart und Christine Tritthart
Konzept, Generalplanung und Organisation, Produktionsleitung: Martina Tritthart
Konzept, Generalplanung und Organisation: Roman Bönsch
Medieninhalte (Eingangstext und Zlatorog-Geschichte gesprochen von Herz-Kestranek): Martina Tritthart
Bau und techn. Umsetzung: Mit Loidl und Co. KEG
Bühnenbild- Berg: Ioan Torz
Animatonsvideo Zlatorog: Daniel Suljic
Digitale Nachbearbeitung: Holger Lang und Elisabeth Zoe Knaas
Tonaufnahmen: Stephan Schaja
Toninstallation-Raum: Stephan Schaja, Martina Tritthart
Sprecher: Miguel Herz-Kestranek
Weiße Frauen Thema- Tonproduktion: Peter Kaizar, Tania Golden, Anton Burger
Weiße Frauen-Fotoshooting, Diaproduktion: Daniela, Monti, Marie Theresia Bartl, Dalila Riccetti, Martina Tritthart, Roman Bönsch
Märchenwiese- SprecherInnen: Peter Wolfsberger, Elisabeth Orth, Jim Libby, Bronwynn-Leigh Mertz
weitere SprecherInnen (nicht in der Ausstellung): Johannes Schmidt, Gerlinde Eger, Eva Luna, Martin Slawicek
Höhlenmalerei: Barbara Sommerer
Lichtgestaltung: Dulcinea Jan, Edgar Aichinger, Martina Tritthart, Roman Bönsch
Lichttechnik: Christoph Scherrer
(nicht in der Ausstellung) Zwergenvideoproduktion: Holger Lang, Alexandra Brandl, Walter Camerloher, Martina Tritthart
(nicht in der Ausstellung) Raumduftkomposition: Kumar Yogesh