Oscillation Emergence
Oscillation Emergence
Auszug aus einem Artikel über “Oszillation und Emergenz” aus dem Jahrbuch 2018 / 2019 der Hanns-Lilje-Stiftung S.24:
Schließlich erklimmen die Besucher den Glockenturm, um zur nächsten Installation in das Turmzimmer zu gelangen. Allein die Höhe, in der es über der Stadt schwebt, ist imposant: Mit 115 Metern hat die St. Andreaskirche den höchsten Kirchturm Niedersachsens. Drei hohe gotische Fenster eröffnen einen weiten Blick über Hildesheim. Was könnte die zeitgenössische Kunst hinzufügen? „Tagsüber eigentlich gar nichts“, gibt die Künstlerin Martina Tritthart zu. „Das Turmzimmer, direkt unter den Glocken, ist wunderbar, es ist warm und heimelig. Man spürt seine Kraft.“ In langen Winternächten aber ist das anders. „Dann kann ich Licht einsetzen. Dieses versetzt den Raum, analog zur Schwingung der Glocke, in Bewegung.“
„Oszillation und Emergenz“ hat die Österreicherin ihre Installation genannt.
An der hohen Decke hat sie für die Besucher an langen Seilen eine Schaukel befestigt. Wer darin – ganz im Sinne des namensgebenden Werks – schwingt und hinaufsteigt, wird selbst zum Pendel. Ähnlich einfach und eindrücklich effektvoll, ist Trittharts Lichtkunst: blaue Glasplatten, die sich auf einem Querbalken in der Mitte des Raumes drehen. Im Lichtstrom starker Strahler setzen sie ein visuelles Verwirrspiel in Gang. Im Fachjargon der Optik werden die blauen Platten als dichroitische Filter bezeichnet, die je nach Rotationswinkel Licht durchlassen oder Komplementärfarben reflektieren. In der Höhe des Raumes wird das Blau zu Hellgelb, auf dem Fußboden zerfällt es in Orange, Rot, Grün und Magenta.
Zu jeder vollen Stunde läutet über dem Turmzimmer die Glocke, ihr mächtiger Klang lässt den Boden unter den Füßen der Besucher vibrieren. Der Raum selbst scheint im Flirren der bunten Flecken zu rotieren. Die Lichtpunkte ziehen die Blicke nach oben, wo der Betrachter von der imposanten Höhe der Balkendecke kurz von einem Schwindel erfasst wird, dann wandern sie über die Trägerkonstruktion der Treppe wieder hinunter. Inmitten dieses Lichtermeers trauen sich nur die Mutigen unter den Besuchern auf die Schaukel. Doch mit jedem Schwung gewinnen sie Spaß an der Höhe. Sie schwingen wie ein Pendel und steige hinauf – hoch über das Lichtermeer der Stadt, das durch die Fenster zum Turmzimmer hinauf scheint.
Oscillation-Emergence from Martina Tritthart on Vimeo.
Oscillation Emergence is part of EVI Lichtungen 2018 January 25 -28 in Hildesheim-Germany.
The site-specific light-based artwork is designed for the space beneath the bell frame in the tower of the Andreas-Church in Hildesheim.
The polyphony of the glockenspiel is transformed into a sphere of interactions between light and colour, sound and movement.
Six engine-driven glass filters create two rows of pulsating light fields on the floor, which continuously change their colours.
Simultaneously reflections of the glasses pass in vertical circles rapidly through the room.
A swing is hanging like a pendulum in the middle of the hall.
The spectators are given the possibility for a unique experience through a shifted awareness of space when using this swing.
The aesthetics of an altered perception derives from the specific composition of this light- and sound installation.
Team:
Prototyping and Construction: Roman Bönsch
Sound: Thomas Lang / Artis Recordings
THANK YOU:
Bettina Pelz, Klaus Wilhelm, EVI LICHTUNGEN Curatorial and Production Team, HUB_Team, Roman Bönsch, Holger Lang,
Thomas Lang, Marina Brandenburger, Stephan Raven, Veronika Mayerböck, Jakob Scheid, Birgit Tritthart + Heinrich Tritthart
Oszillation und Emergenz
Das Projekt ist Teil der EVI Lichtungen 25. – 28- Jänner 2018 in Hildesheim, Deutschland.
Das ortspezifische Lichtkunstwerk wurde eigens für das Turmzimmer der Andreaskirche in Hildesheim entwickelt. Unmittelbar unter dem Glockenstuhl, wird die Polyphonie des Glockenspiels in einen Bewegungsraum transformiert. Das ästhetische Raumerlebnis mit seiner spezifischen Licht- und Klanginszenierung steht im Mittelpunkt. Es bildet ein Spannungsfeld zwischen der Stille des Lichts, das synästhetisch reich an Klängen ist und dem Glockenklang, der seinerseits Farbtöne sichtbar macht.
Sechs beleuchtete motorenbetriebene Farbgläser erzeugen am Boden zwei Reihen von oszillierenden,
sich verändernden Farblichtfeldern. Während diese wechselnden Farbfelder langsam pulsieren,
huschen Glasreflexionen in schnellen Kreisbewegungen durch den Raum.
Zwischen den Farbfeldern lädt eine Schaukel die BesucherInnen ein, sich selbst in Schwingung zu bringen und
dabei die verschiedenen Bewegungen im Raum zu verfolgen. Durch die Eigenbewegung entsteht ein gänzlich neues Raumerlebnis.
Technik:
6 dichroitische Gläser der Farbe Blau in Alurahmen gefasst
6 Motoren, Regler, Steuerung
10 Profilscheinwerfer (Halogen mit Farbkorrekturfilter)
Schaukel
Tonanlage
Mitarbeit:
Prototyp-Bau und technische Detailplanung: Roman Bönsch
Tongestaltung: Thomas Lang/Artis Recordings
DANKE:
Bettina Pelz, Klaus Wilhelm, EVI LICHTUNGEN Curatorial and Production Team, HUB_Team, Roman Bönsch,
Holger Lang, Thomas Lang, Marina Brandenburger, Stephan Raven, Veronika Mayerböck, Jakob Scheid,
Birgit Tritthart + Heinrich Tritthart
Mit freundlicher Unterstützung von:
Making of: